Zwangsräume
Antisemitische Wohnungspolitik in Berlin 1939–1945
Online-Ausstellung ab
16.10.2023
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Das Haus in der Schönhauser Allee 185–186 gehörte ab Juni 1938 Malka Goldwasser, geb. Koscizki, und ihrem Sohn Hermann (Hirsch) Goldwasser. Malka Goldwassers Ehemann Süssmann Goldwasser hatte ihnen das Haus vererbt. Malka Goldwasser lebte bis zu ihrer Flucht nach Großbritannien im Haus. Auch Hermann Goldwasser wohnte bis 1938 hier. 1939 wurde das Gebäude vom deutschen Staat beschlagnahmt. Mindestens acht Wohnungen im Haus wurden als Zwangswohnungen genutzt. In einer Reihe anderer Wohnungen lebten seit vielen Jahren ebenfalls jüdische Mieter:innen.
Im Mai 1939 wohnte die Familie Neiß zur Untermiete in der 4,5-Zimmer-Wohnung im ersten Obergeschoss. Die Familie Neiß bestand aus Margarete Neiß, geb. Marcus, ihrem Mann David Neiß und ihren Söhnen Artur und Herbert. Außerdem lebten Arturs Frau Herta Neiß, geb. Heim, und deren kleiner Sohn Rolf in der Wohnung. Später zog auch Luise Neiß, geb. Riczker, ein. In welchem Verwandtschaftsverhältnis sie zu der Familie stand, ist nicht bekannt. Im Mai 1941 zog auch Dorothea Baer als Untermieterin für 45 Reichsmark im Monat in ein Zimmer der Wohnung. Zu einem unbekannten Zeitpunkt wurde Artur Neiß Hauptmieter. David Neiß starb am 23. Mai 1939 in der Wohnung. Die übrigen Familienmitglieder wurden am 27. November 1941 nach Riga deportiert und bei ihrer Ankunft erschossen.
Auf der Karteikarte ist rot vermerkt, dass Rolf Neiß seine Schule am 27. November 1941, dem Tag seiner Deportation, verlassen hat. Unter „neue Schule“ sind die Worte „Riga evacuiert“ notiert.
Nach der Deportation der Familie Neiß lebte Dorothea Baer offenbar bis zu ihrer eigenen Deportation in das Ghetto Warschau am 2. April 1942 allein in der Wohnung. Die anderen Räume waren wahrscheinlich versiegelt. Es dauerte etwa drei Monate, bis das Zimmer von Dorothea Baer geleert und entsiegelt wurde. Der Erlös aus dem Verkauf ihrer Habseligkeiten wurde vom Staat eingezogen.
Am 23. April 1942 unterzeichnete Rosa Kniebel einen neuen Mietvertrag für die Wohnung. Sie zog mit ihrer Schwester Henriette und ihrer Mutter Minna, geb. Kasprowicz, in die Wohnung ein. Zu diesem Zeitpunkt waren die rechtmäßigen Eigentümer:innen des Hauses, Malka Goldwasser und ihr Sohn, bereits enteignet. Auf dem Mietvertrag von Rosa Kniebel unterschrieb der nichtjüdische Hausverwalter Hans-Joachim Götz.
„Dieser Vertrag erlangt erst Gültigkeit mit einer Genehmigung durch die zuständigen Behörden (Generalbauinspektor, Haupttreuhandstelle Ost).“
Rosa Kniebel vermietete ab Juni 1942 ein 37 Quadratmeter großes Zimmer an Ella Chraplewsky und deren 21-jährige Tochter Edith unter. Sie mussten für den Apotheker Hans Starke beziehungsweise die Firma I.G. Farben Zwangsarbeit leisten. Ein weiteres, 20 Quadratmeter großes Zimmer wurde an Lucie Juliusburger vermietet. Sie musste – wie auch ihre Hauptmieterin Rosa Kniebel – Zwangsarbeit für die Firma Siemens & Halske leisten. Für die sechs Bewohnerinnen der 4,5-Zimmer-Wohnung war der Wohnraum beengt. Minna Kniebel war die erste, die deportiert wurde. Sie wurde am 14. September 1942 in das Ghetto Theresienstadt transportiert, wo sie kurz darauf ums Leben kam. Am 29. November 1942 wurden Rosa und Henriette Kniebel nach Auschwitz deportiert. Lucie Juliusburger wurde mit ihrer Nachbarin Edith Chraplewsky während der sogenannten „Fabrik-Aktion“ am 1. März 1943 nach Auschwitz deportiert. Ediths Mutter Ella Chraplewsky wurde zwei Tage nach ihrer Tochter nach Auschwitz deportiert und ermordet.
Wann Julius Coper und seine nichtjüdische Frau Hedwig Coper, geb. Kuhn, in die Wohnung einzogen, ist nicht bekannt. Sie vermieteten nach Mai 1939 ein möbliertes Zimmer an das Ehepaar Heinz und Irma Bilski, geb. Seif. Zuvor hatte das Paar getrennt gelebt. Irma Bilski war in Bocholt an der niederländischen Grenze gemeldet gewesen. Julius Coper und Heinz Bilski kannten sich bereits vor dem Einzug: Die zwei Männer waren im Mai 1939 beide in der Wichertstraße 40 gemeldet gewesen. Das legt nahe, dass persönliche Beziehungen bei der Suche nach einer neuen Wohnung durchaus eine Rolle spielten – trotz der erzwungenen Zuweisungen von Wohnräumen. Heinz Bilski musste Zwangsarbeit für die Reichsbahn leisten, Irma Bilski bei der Firma Siemens & Halske. Am 18. März 1942 kam ihr Sohn Joel zur Welt. Rund zwei Wochen vor seinem ersten Geburtstag wurde Irma Bilski nach Auschwitz deportiert. Ihr Mann Heinz Bilski und Sohn Joel wurden drei Tage später dorthin verschleppt. Alle drei wurden ermordet. Julius und Hedwig Coper wohnten bis zu ihrem Tod in den 1950er Jahren in der Schönhauser Allee 185–186. Es ist sehr wahrscheinlich, dass ihre sogenannte „Mischehe“ ihn vor der Deportation bewahrte.
Samuel und Anna Schaller, geb. Henich, wohnten seit dem 1. Oktober 1937 in der 2-Zimmer-Wohnung im ersten Obergeschoss. Eine Küche gab es nicht. Die Schallers bezahlten nach dem Einzug die Installation eines Gasherdes. Die Toilette wurde mit der Nachbarwohnung geteilt. Samuel Schaller starb am 7. Juli 1939 in der Wohnung. Bald danach zogen die Geschwister Julia und Bruno Dobriner zur Untermiete in eines der Zimmer. Ab 1940 lebten auch Gertrud Kahn, geb. Dobriner, und ihr zehnjähriger Sohn Norbert in der Wohnung, nachdem sie aus dem Arbeitslager Radinkendorf entlassen worden waren. In welchem Verwandtschaftsverhältnis sie zu den Geschwistern Dobriner standen, ist nicht bekannt. Die Schönhauser Allee war die letzte bekannte Adresse von Gertrud und Norbert Kahn, bevor sie am 14. April 1942 von Potsdam aus in das Warschauer Ghetto deportiert wurden.
Am 10. August 1942 wurde Anna Schaller in das Ghetto Theresienstadt deportiert, wo sie nur wenige Wochen überlebte. Sechs Monate später wurden die Geschwister Dobriner die neuen Hauptmieter:innen der Wohnung. Im Gegensatz zu Anna Schaller, die ihren Mietvertrag noch mit Süssmann Goldwasser abgeschlossen hatte, mieteten die Dobriners die Wohnung vom amtierenden Hausverwalter, der nach der Beschlagnahmung des Gebäudes eingesetzt worden war. Julia Dobriner gelang es, sich der Deportation durch Untertauchen zu entziehen. Sie überlebte. Nach dem Krieg wohnte sie unter dem Namen Julia Perske in der Oderberger Straße 34. Ihr Bruder Bruno schrieb in seiner Vermögenserklärung, die er kurz vor seiner Deportation ausfüllen musste, dass er nicht wisse, wo seine Schwester sei. Ob das der Wahrheit entsprach oder er seine untergetauchte Schwester schützte, ist nicht bekannt. Bruno Dobriner wurde am 12. März 1943 nach Auschwitz deportiert, wo er einen Monat später ermordet wurde.
Theodor und Regina Elkeles, geb. Kohn, mieteten die Wohnung seit dem 1. Januar 1940. Ihre vorige Wohnung in der Kopenhagener Straße 72 mussten sie verlassen. Ihre neue Wohnung bestand aus zwei Zimmern, einem Kohlenschrank und einer Küche. Ihre Kinder Ruth und Rudi konnten nach Palästina flüchten. Theodor und Regina Elkeles wurden am 19. Oktober 1942 nach Riga deportiert und nach ihrer Ankunft ermordet.
Albert und Else Gotthilf, geb. Margolinski, lebten im dritten Obergeschoss. Mit ihren Kindern Gertraud, Eva und Wolfgang teilten sie sich 1,5 Zimmer. Die Hauptmieter:innen der Wohnung waren Elses Eltern Benjamin und Hulda Margolinski. Die Familie lebte mindestens seit Mai 1939 an dieser Adresse. Elses Bruder Siegfried Margolinski war ebenfalls in der Schönhauser Allee 185–186 gemeldet und wohnte wahrscheinlich ebenfalls in der Wohnung. Auch zog ihr Bruder Ascher Margolinski vorrübergehend in die Wohnung ein, nachdem er am 14. April 1939 aus dem KZ Buchenwald entlassen worden war. Er heiratete später Margot, geb. Brock, und zog mit ihr und Margots Tochter Ruth Brock in der Linienstraße 220 ein. Das Paar bekam im November 1942 eine gemeinsame Tochter, Chana. Nur drei Monate später wurde die vierköpfige Familie nach Auschwitz deportiert und ermordet. Else Gotthilf starb am 27. April 1941 an einem Schlaganfall. Albert Gotthilf und seine Kinder Wolfgang und Gertraud wurden am 1. März 1943 im Rahmen der „Fabrik-Aktion“ nach Auschwitz deportiert. Am nächsten Tag wurde Siegfried Margolinski nach Auschwitz deportiert. Eva Gotthilf war die einzige Überlebende ihrer Familie.
Betty Glindmeyer, geb. Rosenthal, und ihr nichtjüdischer Ehemann Arthur Glindmeyer zogen mit ihren Kindern Günther und Ellen vor Juli 1939 in die Schönhauser Allee 185–186. Auch ihre Schwester Gertrud Meyer, geb. Rosenthal, lebte mit ihrer Familie an dieser Adresse in einer Wohnung im Gartenhaus. Am 1. Juli 1939 zogen Isidor und Regina Rosenthal, geb. Brzcyniski – die Eltern von Betty und Gertrud – mit ihrer jüngsten Tochter Dora Rosenthal und ihrer Enkelin Margot Meyer aus Schwiebus (heute Świebodzin) an die Berliner Adresse. Sie zogen in die Wohnung von Betty Glindmeyer ein. Margot war die Tochter von Gertrud Meyer, lebte aber bei ihren Großeltern in der Wohnung ihrer Tante.
Im August 1941 gab Isidor Rosenthal einem weiteren Kind ein Zuhause: Stephan Pagel. Er lebte bereits seit Mai 1939 im Waisenhaus. Am 29. November 1942 wurde der siebenjährige Stephan allein nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Etwas mehr als eine Woche später wurden auch Isidor und Regina Rosenthal nach Auschwitz deportiert und ermordet.
Dora Rosenthal konnte 1939 nach England fliehen. Ellen und Günther, die nach den rassistischen NS-Gesetzen als sogenannte „Mischlinge ersten Grades“ eingestuft wurden, weil ihr Vater kein Jude war, überlebten die nationalsozialistische Verfolgung. Auch Betty Glindmeyer und ihre Nichte Margot Meyer überlebten. Um sie zu schützen, hatten Betty und Arthur Glindmeyer angegeben, dass Margot ihr eigenes Kind sei.
Moses Treiger unterschrieb am 1. April 1941 seinen Mietvertrag für eine kleine Wohnung im Haus. Sie bestand aus einer Wohnküche und einer kleinen Abstellkammer. Trotz der geringen Größe der Wohnung teilte Moses Treiger seine Wohnung ab Juni 1941 mit Edith Schweigel, geb. Heine. Sie bewohnte die kleine Kammer, die Moses Treiger in seiner Vermögenserklärung, die er zwei Wochen vor seiner Deportation in das Ghetto Piaski am 28. März 1942 ausfüllte, als „Schlafstelle“ bezeichnete.
„Judenwohnungen [werden] zur Einweisung von jüdischen Räumungsmietern aus arischem Grundbesitz in Anspruch genommen. Es handelt sich hierbei um eine vorübergehende Maßnahme, gegen die ein Einspruch zwecklos ist.“
Edith Schweigel sollte nur fünf Monate in der Wohnung bleiben. Sie musste Zwangsarbeit in der Batteriefabrik „Pertrix“ leisten. Dafür erhielt sie einen Lohn von 15 bis 18 Reichsmark pro Woche. Die geringe Monatsmiete von 11,95 Reichsmark machte einen erheblichen Teil ihres Verdienstes aus. Am 4. Mai 1942 erteilte die Wohnungsberatungsstelle der Jüdischen Gemeinde Berlin unter Aufsicht des Generalbauinspektors die Genehmigung, dass Edith Schweigel Hauptmieterin der Wohnung wurde. Drei Monate später wurde Edith Schweigel nach Riga deportiert und bei ihrer Ankunft ermordet.
Alfred und Gertrud (Trudy) Meyer, geb. Rosenthal, wohnten wahrscheinlich seit 1938 an dieser Adresse. Sie bewohnten die Wohnung mit ihren beiden kleinen Söhnen Denny (geb. 1938) und Berl (geb. 1940). Ihre Tochter Margot lebte mit Gertrud Meyers Schwester Betty Glindmeyer im dritten Stock des Vorderhauses.
Alfred Meyer starb am 19. Oktober 1942, offiziell an einem Gehirntumor. Seine Tochter Margot erinnerte sich später, dass er von der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) ermordet wurde. Gertrud Meyer und ihre Söhne sollten im Februar 1943 deportiert werden, waren aber kurz zuvor untergetaucht. Mutter und Kinder überlebten jedoch nicht. Sie wurden am 26. Mai 1944 in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Gertrud schickte Margot eine Postkarte aus Theresienstadt, auf der sie schrieb: „Du bist mein Sonnenschein“. Am 12. Oktober 1944 wurden Gertrud, Berl und Denny von Theresienstadt nach Auschwitz deportiert und ermordet. Von der fünfköpfigen Familie überlebte nur Margot Meyer, die von ihrer Tante Betty Glindmeyer aufgenommen und versteckt wurde.
Malka Zelechow lebte seit November 1938 in ihrer Wohnung, die nur aus einem kleinen Zimmer und einer Küche bestand. Es gibt keine Hinweise darauf, dass es sich um eine Zwangsunterkunft handelte. Am 7. Juli 1942 wurde sie in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Von dort wurde sie am 6. September 1943 nach Auschwitz transportiert und ermordet.
Leo und Gertrud Steinberg, geb. Seidel, zogen am 25. November 1941 in die 2-Zimmer-Wohnung im Gartenhaus ein. Sie hatten seit Mai 1939 in der Woldenberger Straße 28 (heute Dietrich-Bonhoeffer-Straße) gewohnt. Sie vermieteten ein möbliertes Zimmer für fünf Reichmark an Gerhard Budzyslawski, der für die Deutsche Waffen- und Munitionsfabriken (DWM) Zwangsarbeit leisten musste. Gertrud Steinberg war die erste aus der Wohnung, die deportiert wurde. Sie wurde am 2. März 1943 nach Auschwitz verschleppt. Ihr Ehemann Leo und der Untermieter Gerhard Budzyslawski wurden zwei Tage später nach Auschwitz deportiert. Sie wurden alle ermordet.
Im Juli 1941 bezog der Fleischer Leopold Kaphan eine 1-Zimmer-Wohnung im Gartenhaus. Sein kleines Zimmer kostete 13,15 Reichsmark im Monat. Der Hausverwalter Hans-Joachim Götz stellte am 9. Juni 1941 einen Antrag an das örtliche Wohnungsamt, um die Wohnung an Leopold Kaphan zu vermieten. Ein Jahr nach seinem Einzug wurde Leopold Kaphan in das Ghetto Theresienstadt deportiert, wo er ums Leben kam.
Der Hausverwalter erhielt eine Genehmigung durch das Wohnungsamt des Bezirksbürgermeisters, eine Wohnung (Kochstube) an Leopold Kaphan zu vermieten – unter der Bedingung, dass „alle Personen, die in Zukunft in die Wohnung einziehen, Juden sein müssen“.
Malka Goldwasser, geb. Koscizki, und ihrem Sohn Hermann (Hirsch) Goldwasser gehörte das Haus in der Schönhauser Allee 185–186. Malka Goldwasser lebte bis zu ihrer Flucht nach Großbritannien im Haus. Auch Hermann Goldwasser wohnte bis 1938 hier. 1942 verhaftete ihn die Gestapo. Bis zu seiner Befreiung drei Jahre später überlebte er mehrere Konzentrationslager.
Das Schicksal von Malka Goldwassers zweitem Sohn Dawid Goldwasser, der ebenfalls hier gelebt hatte, blieb trotz intensiver Suche der Familie nach dem Kriegsende unbekannt. Als Hermann Goldwasser im Jahr 1946 den Magistrat der Stadt Berlin um Auskunft über das ihm und seiner Mutter geraubte Vermögen bat, reagierte die Behörde desinteressiert. Das veranlasste ihn zu folgender Antwort:
„Die Art und die ungenügende Erledigung meines an den Oberbürgermeister gerichteten Schreibens […] befremdet mich stark. Wie ich aus dem Inhalt Ihrer Antwort entnehmen muss, haben Sie sich anscheinend nicht die geringste Mühe gegeben, diese Angelegenheit etwas genauer nachzuprüfen. […] so kann ich wohl von Ihnen verlangen, dass Sie mir über den Verbleib des uns geraubten Vermögens eingehend Auskunft geben durch intensive und ausgiebige Ermittlung bei den in Frage kommenden Stellen.“
Der Uhrmacher Hermann und Margarete Nadel, geb. Stolz, wohnten im Mai 1939 noch in der Lottumstraße 27 in Prenzlauer Berg. Das Paar zog mit seiner zwölfjährigen Tochter Ruth im September 1939 in die Schönhauser Allee um. Zu einem unbekannten Zeitpunkt hatte Hermann Nadel den Namen „Kolbauer“ angenommen. Kurz nach ihrem Einzug, am 13. September 1939, wurde Hermann verhaftet und im KZ Sachsenhausen eingesperrt. Er kam dort am 3. Januar 1940 ums Leben. Margarete und Ruth Kolbauer wurden am 28. März 1942 in das Ghetto Piaski deportiert, wo sie ermordet wurden.
Im April 1943 schrieb der Hausverwalter Hans-Joachim Götz an den Oberfinanzpräsidenten, um die nicht bezahlte Miete für die deportierten Mieter:innen des Hauses einzufordern. Diesem Schreiben zufolge stand die kleine Wohnung, in der die Familie Kolbauer gewohnt hatte, fast das ganze Jahr über leer. Für den Monat September 1942 wurde die Miete von 26,29 Reichsmark von Mordechaj Max Gorbate und seiner Frau Gerda bezahlt. Das Ehepaar zahlte nur einmal Miete. Am 26. September 1942 wurde es an den Vernichtungsort Raasiku deportiert und dort ermordet.
Das Mietshaus Schönhauser Allee 185–186 befand sich in einem Bezirk der Arbeiter:innen- und Mittelschicht mit einer lebendigen jüdischen Gemeinde. Davon zeugen eine Synagoge in der nahe gelegenen Rykestraße, ein jüdischer Friedhof und ein jüdisches Kinderheim im oberen Teil der Schönhauser Allee.
Bethan Griffiths
1.12.1875 in Landeck
Deportation am 2.4.1942 ins Ghetto Warschau, ermordet
28.10.1915 in Berlin
Deportation am 4.3.1943 nach Auschwitz, ermordet
14.4.1920 in Schrimm (Śrem)
Deportation am 1.3.1943 nach Auschwitz, ermordet
18.3.1942 in Berlin
Deportation am 4.3.1943 nach Auschwitz, ermordet
17.9.1898 in Berlin
Deportation am 4.3.1943 nach Auschwitz, ermordet
11.10.1889 in Jerusalem
Deportation am 13.6.1942 ins Vernichtungslager Sobibor, ermordet
19.11.1921 in Kallies (Kalisz Pomorski)
Deportation am 1.3.1943 nach Auschwitz, ermordet
29.1.1893 in Kallies (Kalisz Pomorski)Deportation am 3.3.1943 nach Auschwitz, ermordet
19.11.1878 in Berlin
Überlebte
22.10.1893 in Märkisch Friedland
Inhaftierung bis zum 20.12.1938 im KZ Sachsenhausen, Deportation am 12.3.1943 nach Auschwitz, ermordet im April 1943
31.5.1898 in Märkisch Friedland
Überlebte
9.4.1886 in Obersitzko (Obrzycko)
Deportation am 19.10.1942 ins Ghetto Riga, ermordet am 22.10.1942
21.12.1887 in Posen (Poznań)
Deportation am 19.10.1942 ins Ghetto Riga, ermordet am 22.10.1942
19.12.1900 in Berlin
Flucht am 1.6.1940 nach Shanghai
Überlebte
4.7.1871 in Posen (Poznań)
Deportation am 7.8.1942 ins Ghetto Theresienstadt, umgekommen am 21.11.1942
8.10.1907 in Skampe (Skąpe)
Überlebte
29.3.1939 in Berlin
Überlebte
27.6.1927 in Schwiebus (Świebodzin)
Überlebte
2.4.1916 in Kattowitz (Katowice)
Schicksal unbekannt
6.8.1911 in Auschwitz (Oświęcim)
Deportation im Juni 1943 ins KZ Fünfteichen, Außenlager des KZ Groß-Rosen
Überlebte
16.10.1878 in Kattowitz (Katowice)
Flucht nach Großbritannien
Überlebte, verstorben am 15.11.1955 in London
15.11.1877 in Chrzanów
Verstorben am 7.5.1938
6.3.1909 in Berlin
Deportation am 24.9.1942 nach Raasiku, ermordet
24.6.1914 in Cottbus
Deportation am 24.9.1942 nach Raasiku, ermordet
10.1.1891 in Turza
Deportation am 1.3.1943 nach Auschwitz, ermordet
11.10.1891 in Krojanke (Krajenka)
Verstorben am 27.4.1941
6.9.1919 in Schneidemühl (Piła)
Überlebte
11.6.1922 in Schneidemühl (Piła)
Deportation am 1.3.1943 nach Auschwitz, ermordet
18.1.1933 in Schneidemühl (Piła)
Deportation am 1.3.1943 nach Auschwitz, ermordet
29.5.1894 in Berlin
Schicksal unbekannt
9.4.1895 in Berlin
Deportation am 1.3.1943 nach Auschwitz, ermordet
10.8.1900 in Märkisch Friedland
Inhaftierung im provisorischen Gefängnis Schneidemühl und im Arbeitslager Radinkendorf, Deportation am 14.4.1942 ins Ghetto Warschau, umgekommen
25.4.1935 in Märkisch Friedland
Inhaftierung im jüdischen Arbeitsheim Radinkendorf, Deportation am 14.4.1942 ins Ghetto Warschau, ermordet in Trawniki
15.7.1868 in Schroda (Środa Wielkopolska)
Deportation am 6.7.1942 ins Ghetto Theresienstadt, umgekommen
22.01.1886 in Warschau (Warszawa)
Deportation am 7.7.1942 ins Ghetto Theresienstadt, weiter am 6.9.1943 nach Auschwitz, ermordet
27.7.1893 in Schwersenz (Swarzedz)
Deportation am 29.11.1942 nach Auschwitz, ermordet
2.9.1857 in Schwersenz (Swarzedz),
Deportation am 14.9.1942 nach ins Ghetto Theresienstadt, umgekommen am 1.11.1942
22.8.1891 in Schwersenz (Swarzedz)
Deportation am 29.11.1942 nach Auschwitz, ermordet
4.10.1888 (oder 7.10.1888) in Posen (Poznań)
Deportation am 28.3.1942 ins Ghetto Piaski, umgekommen
1.1.1929 in Schneidemühl (Piła)
Deportation am 29.1.1943 nach Auschwitz, ermordet
19.11.1901 in Krojanke (Krajenka)
Deportation am 3.2.1942 nach Auschwitz, ermordet
9.5.1865 in Passenheim (Pasym)
Deportation am 7.8.1942 ins Ghetto Theresienstadt, umgekommen am 23.10.1942
11.5.1865 in Passenheim (Pasym)
Verstorben am 27.6.1940
25.10.1892 in Krojanke (Krajenka)
Deportation am 2.3.1943 nach Auschwitz, ermordet
10.2.1912 in Berlin
Verstorben am 19.10.1942
21.11.1940 in Berlin
Deportation am 26.5.1944 ins Ghetto Theresienstadt, weiter am 12.10.1944 nach Auschwitz, ermordet
16.10.1938 in Berlin
Deportation am 26.5.1944 ins Ghetto Theresienstadt, weiter am 12.10.1944 nach Auschwitz, ermordet
2.8.1914 in Schwiebus (Świebodzin)
Deportation am 26.5.1944 ins Ghetto Theresienstadt, weiter am 12.10.1944 nach Auschwitz, ermordet
17.1.1935 in Schwiebus (Świebodzin)
Überlebte
18.5.1886 in Auschwitz (Oświęcim)
Inhaftierung am 13.9.1939 im KZ Sachsenhausen, ermordet am 3.1.1940
16.11.1927 in Berlin
Deportation am 28.3.1942 ins Ghetto Piaski, ermordet
25.7.1908 in Berlin
Deportation am 27.11.1941 ins Ghetto Riga, ermordet am 30.11.1941
30.4.1876 in Berlin
Verstorben am 23.5.1939
7.6.1910 in Berlin
Deportation am 27.11.1941 ins Ghetto Riga, ermordet am 30.11.1941
22.1.1909 in Kletzko (Kłecko)
Deportation am 27.11.1941 ins Ghetto Riga, ermordet am 30.11.1941
11.12.1912 in Berlin
Deportation am 27.11.1941 ins Ghetto Riga, ermordet am 30.11.1941
13.9.1880 in Schneidemühl (Piła)
Deportation am 27.11.1941 ins Ghetto Riga, ermordet am 30.11.1941
2.1.1935 in Berlin
Deportation am 27.11.1941 ins Ghetto Riga, ermordet am 30.11.1941
10.1.1935 in Berlin
Deportation am 29.11.1942 nach Auschwitz, ermordet
15.11.1903 in Auschwitz (Oświęcim)
Flucht am 19.4.1943 nach Belgien, Deportation von Mechelen nach Auschwitz, ermordet
16.10.1910 in Berlin
Schicksal unbekannt
16.6.1938 in Berlin
Schicksal unbekannt
25.1.1920 in Schwiebus (Świebodzin)
Flucht nach Großbritannien
Überlebte
18.2.1882 in Skampe
Inhaftierung bis 12.12.1938 im KZ Sachsenhausen, Deportation am 9.12.1942 nach Auschwitz, ermordet
21.1.1883 in Hohensalza
Deportation am 9.12.1942 nach Auschwitz, ermordet
4.11.1893 in Chrzanow
Flucht am 12.6.1939 nach Polen, weiteres Schicksal unbekannt
3.11.1875 (oder 3.10.1875) in Kolomea
Deportation am 10.8.1942 ins Ghetto Theresienstadt, umgekommen am 29.8.1942
1.10.1864 in Kolomea
Verstorben am 7.7.1939 in der Wohnung
21.10.1908 in Berlin
Deportation am 15.8.1942 ins Ghetto Riga, ermordet am 18.8.1942
25.3.1885 in Saaben (Żabno)
Deportation am 2.3.1943 nach Auschwitz, ermordet
2.6.1880 in Stettin (Szczecin)
Deportation am 4.3.1943 nach Auschwitz, ermordet
26.3.1906 in Berlin
Deportation am 28.3.1942 ins Ghetto Piaski, umgekommen
15.5.1925 in Berlin
Flucht am 10.10.1942 nach Belgien, Deportation von Mechelen nach Cosel, ermordet
Online-Ausstellung ab
16.10.