Zwangsräume
Antisemitische Wohnungspolitik in Berlin 1939–1945
Online-Ausstellung ab
16.10.2023
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Das Haus Blumeshof 15 war ursprünglich im Besitz der Jüdischen Gemeinde Berlin. Es wurde nach dem Verlust des Mieterschutzes für Jüdinnen:Juden im April 1939 für die Unterbringung jüdischer Mieter:innen genutzt. Ein Teil der Wohnungen im Haus wurde schon vor April 1939 von jüdischen Mieter:innen bewohnt. Einige der Bewohner:innen waren Angestellte der Jüdischen Gemeinde Berlin.
Am 3. Februar 1942 kaufte der Oberstleutnant Edgar Hering das Haus. Da es zum Stichtag am 5. Mai 1939 noch in „jüdischem Eigentum“ gewesen war, wurde das Haus aber weiterhin dafür genutzt, Jüdinnen:Juden, die aus ihren Wohnungen vertrieben worden waren, unterzubringen und zu konzentrieren.
Zwangswohnungen in dem Blumeshof 15
Vorderhaus, Erdgeschoss links
3,5 Zimmer
Vorderhaus, Erdgeschoss
3,5 Zimmer
Vorderhaus, 1. OG
1,5 Zimmer
Vorderhaus, 1. OG
3,5 Zimmer
Vorderhaus, 1. OG
4,5 Zimmer
Vorderhaus, 2. OG links
4,5 Zimmer
Vorderhaus, 2. OG rechts
3,5 Zimmer
Seitenflügel, Keller
1 Zimmer
Gartenhaus, Erdgeschoss
2 Zimmer
Gartenhaus, 2. OG
1 Zimmer
Bei der Volkszählung vom 17. Mai 1939 gab Emilie Leichtentritt an, bei einem Dr. Magnus zur Untermiete zu leben. Dr. Julius Magnus war ein bekannter Rechtsanwalt am Kammergericht. Er hatte seine Kanzlei in Blumeshof 15, wohnte selbst aber in der Meerscheidtstraße 13/15 in Charlottenburg. Im August 1939 floh Julius Magnus in die Niederlande, um der nationalsozialistischen Verfolgung zu entgehen. Nach der deutschen Besetzung der Niederlande wurde er zunächst in das Durchgangslager Westerbork und am 14. September 1943 in das KZ Bergen-Belsen deportiert. Im Januar 1944 wurde er weiter nach Theresienstadt verschleppt, wo er am 15. Mai 1944 ums Leben kam.
Seine Untermieterin Emilie Leichtentritt war am 30. November 1937 in das Haus eingezogen, wo sie zunächst zur Untermiete bei Stefan Finkelstein lebte. Im Juni 1938 zog sie in die Wohnung von Dr. Magnus. Zwei Monate nach Magnus’ Flucht, im Oktober 1939, übernahm die Wohnung vermutlich Jenny Joachimsohn als Hauptmieterin. Sie hatte mit ihrer Tochter Käthe zuvor im benachbarten Charlottenburg gewohnt.
Nach dem Umzug von Emilie Leichtentritt in eine Wohnung im zweiten Obergeschoss des Hauses, zogen im September 1941 Martin und Paula Popper sowie Paulas Cousine Bella Kussel als Untermieter:innen in die Wohnung. Die Poppers und Bella Kussel wurden ein Jahr nach ihrem Einzug, am 7. September 1942, in das Ghetto Theresienstadt deportiert, wo sie alle drei kurz nach ihrer Ankunft ermordet wurden.
„Mein Vater Martin Popper und meine Mutter Paula Popper geb. Salomon wohnten beide in Berlin-Charlottenburg, Wundtstr. 64, bis sie von den Nazis gezwungen wurden, ihre Wohnung zu verlassen und eine Wohnung im Hause Blumeshof 15 zu beziehen.“
Jenny Joachimsohn und ihre Tochter Käthe mussten die Wohnung am 10. April 1943 verlassen und in eine Zwangswohnung in der Heilbronner Straße 22 umziehen. Von dort wurden die beiden zwei Monate später ins Ghetto Theresienstadt deportiert. Jenny Joachimsohn überlebte. Ihre Tochter Käthe wurde am 23. Oktober 1944 nach Auschwitz deportiert, wo sie ermordet wurde.
Alexander und Alice Beer wohnten seit 1930 im Hochparterre des Hauses. Das Paar hatte 1924 geheiratet. Alexander Beer war Chefarchitekt der Jüdischen Gemeinde Berlin und entwarf Altersheime, Schulen und Synagogen. Im April 1939 schickten Alexander und Alice Beer ihre kleine Tochter Beate mit einem Kindertransport nach Southampton in England. Sie sollte ihre Eltern nie wiedersehen.
Als Alice Beer am 5. November 1941 an Krebs starb, schrieb Alexander Beer einen Brief an seine Tochter Beate, in dem er die traurige Nachricht überbrachte und seine Sorge zum Ausdruck brachte, dass auch er seine Tochter nicht mehr wiedersehen würde.
„Mein geliebtes Kind, die Hoffnung, Dich wiederzusehen, ist für mich auf ungewisse Zeit hinausgerichtet. […] Will [Gott] das Schicksal, dem wir uns fügen müssen, anders, so vertraue Dich ganz Deinen neuen Pflege-Eltern an. Mein Wunsch ist es, dass sie Dich an Kindesstatt annehmen möchten. Sei ihnen eine dankbare und brave Tochter. Behalte Deine Eltern in guten Andenken.“
Nach dem Tod seiner Frau vermietete Alexander Beer ein möbliertes Zimmer an Hedwig Ehrlich unter. Sie zog im August 1942 ein. In ihrer Vermögenserklärung, die sie kurz vor ihrer Deportation nach Auschwitz ausfüllte, gab Hedwig Ehrlich jedoch an, dass sie keine Miete zahle. Es ist wahrscheinlich, dass außerdem Elisabeth Sussmann in der Wohnung wohnte. Darauf weist auf der Deportationsliste ein handschriftlicher Vermerk neben ihrem Namen hin. Hedwig Ehrlich wurde am 19. Februar 1943 nach Auschwitz deportiert, Elisabeth Sussmann wenig später, am 3. März 1943. Beide Frauen wurden dort ermordet. Alexander Beer wurde kurz darauf, am 17. März 1943, in das Ghetto Theresienstadt deportiert, wo er ein Jahr später ums Leben kam.
Edith Littmann, geb. Eisenstädt, und ihr Mann Hans zogen im November 1942 in eine 1,5-Zimmer-Wohnung ohne Küche in Blumeshof 15. Sie zahlten 80 Reichsmark Miete im Monat. Vorher hatte das Ehepaar mindestens seit Mai 1939 in der Bochumer Straße 19 gewohnt. Am 19. Februar 1943 wurden Hans und Edith Littmann nach Auschwitz deportiert.
Etwa einen Monat später wurde die Wohnung Johann Ostwald, Mitarbeiter im Propagandaministerium und Mitglied der Schutzstaffel (SS), zugesprochen. Seine bisherige Wohnung in der Kaiserallee 134 war bei einem Luftangriff beschädigt worden. Ostwald verhandelte daraufhin mit Edgar Hering, dem neuen, nichtjüdischen Eigentümer des Hauses, und dem Oberfinanzpräsidenten Berlin-Brandenburg (OFP): Er wollte die Wohnung kostenlos für sich renovieren lassen.
„In meinem Grundstück Blumeshof 15 wurde die Wohnung Littmann (evakuiert) dem SS-Stumbannführer Ostwald, der voll bombengeschädigt ist, vom Planungsamt der Stadt zugewiesen. Ich bitte höflichst, diese Wohnung auf Rechnung der Stadt oder des Herrn Oberfinanzpräsidenten so instandsetzen zu wollen, dass Herr Ostwald dieselbe beziehen kann.“
Im ersten Obergeschoss des Vorderhauses wohnten seit etwa 1934 auch Fritz und Helene Lamm, geb. Meyer, zur Miete. Fritz Lamm arbeitete als Rechtsanwalt für die Jüdische Gemeinde Berlin und war stellvertretender Vorsitzender des Jüdischen Wohlfahrtsamtes. Zuletzt bewohnte das Ehepaar 3,5 Zimmer.
Ein weiteres unmöbliertes Zimmer bewohnten seit März 1941 die Witwe Anna Bernstein, geb. Schuster, und ihr Bruder Ludwig Schuster, der ebenfalls für die Jüdische Gemeinde Berlin arbeitete. Anna Bernstein wurde am 23. September 1942 ins Ghetto Theresienstadt deportiert, wo sie ein Jahr später starb, angeblich soll sie sich das Leben genommen haben. Ihr Bruder Ludwig Schuster wurde im Frühjahr 1943 auch nach Theresienstadt deportiert. Auf der Deportationsliste ist das Eiserne Kreuz vermerkt, das er während des Ersten Weltkriegs erhalten hatte. Ludwig Schuster kam im Herbst 1944 ums Leben.
Fritz Lamm wurde am 9. oder 10. November 1942 verhaftet und in das KZ Sachsenhausen gebracht. Kurz darauf, am 3. Dezember 1942, wurde er ermordet. Es ist möglich, dass Helene Lamm noch nicht vom Tod ihres Mannes wusste, als sie nur wenige Tage später, am 9. Dezember 1942, nach Auschwitz deportiert und dort ermordet wurde.
Die Hauptmieter:innen dieser Wohnung waren Max und Cecilie Rosenthal. Das Ehepaar hatte sein stattliches Haus in der Rauchstraße verkaufen müssen, nachdem es durch die „Judenvermögensabgabe“ in finanzielle Schwierigkeiten geraten war. Ihre Wohnung in Blumeshof 15 bestand aus 4,5 Zimmern, einer Küche und einem Bad. Die Miete betrug 160 Reichsmark im Monat.
Im September 1941 kamen die Schwestern Bertha Falkenberg und Johanna Ginsberg als Untermieterinnen hinzu. Sie waren gezwungen worden, ihre Wohnung in der Trendelenburgstraße 16 aufzugeben, fast alle Möbel zu verkaufen und für 60 Reichsmark im Monat in ein Zimmer bei den Rosenthals zu ziehen. Am 26. August 1942 wurden die Schwestern in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Bertha Falkenberg überlebte: Sie gehörte zu den im Februar 1945 in die Schweiz freigelassenen Häftlingen. Johanna Ginsberg hingegen kam am 7. März 1943 im Ghetto ums Leben.
Cecilie Rosenthal wurde vor ihrem Mann, der im Jüdischen Krankenhaus behandelt wurde, am 17. Mai 1943 deportiert und in Auschwitz ermordet. Nachdem sich Max Rosenthal erholt hatte, wurde er in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Trotz seines hohen Alters überlebte er.
Die Wohnung der Rosenthals sollte dem Kapitänleutnant Otto Schnee zugewiesen werden. Die Entscheidung, die Wohnung dem Marineoffizier zuzusprechen, wurde fast zwei Monate vor der Deportation von Cecilie Rosenthal getroffen. Dies deutet darauf hin, dass es einen Zusammenhang gab zwischen der Zuteilung der Wohnung und der Entscheidung, ihre letzte Bewohnerin in den Tod zu schicken.
„Ich bitte um vordringliche Räumung. Der Antragsteller [Otto Schnee] will die Einrichtung übernehmen.“
Seit März 1939 teilten sich die Witwen Martha Henschke, geb. Meyer, und Else Marx, geb. Löwenthal, eine Wohnung im zweiten Obergeschoss. Sie teilten die Miete von 160 Reichsmark zu gleichen Teilen unter sich auf. Else Marx bewohnte zur Zeit ihrer Deportation ein Zimmer, das sie ab April 1939 mit ihrer Schwester Betty Löwenthal teilte. Martha Henschke gehörte zur Führungsspitze der Jüdischen Gemeinde Berlin, wo sie als Referentin für Alters- und Sonderheime arbeitete. Kurz vor ihrer Deportation schrieb Martha Henschke in ihrer Vermögenserklärung, dass sie zwei Zimmer und die Diele bewohnte.
Ende August 1941 zog Emilie Leichtentritt als Untermieterin in die Wohnung Henschke/Marx ein. Sie hatte zuvor in der Wohnung von Dr. Julius Magnus im ersten Obergeschoss gelebt. Ein weiteres möbliertes Zimmer in der Wohnung wurde ab April 1942 an Lilli Rosenberg vermietet. Sie nannte Else Marx als ihre Hauptmieterin. Herbert Rosenthal wiederum, der zu einem unbekannten Zeitpunkt einzog und nur einen „Schlafplatz“ belegte, nannte Martha Henschke als seine Hauptmieterin. Emilie Leichtentritt war die erste Bewohnerin, die aus der Wohnung deportiert wurde. Am 19. Januar 1942 wurde sie ins Ghetto Riga gebracht. Else Marx und ihre Schwester Betty Löwenthal wurden am 3. Oktober 1942 ins Ghetto Theresienstadt deportiert. Zwei Wochen später, am 19. Oktober 1942, wurde Herbert Rosenthal erst ins Ghetto Riga und von dort ein Jahr später nach Auschwitz deportiert. Martha Henschke wurde wahrscheinlich zusammen mit zehn anderen Angestellten der Jüdischen Gemeinde Berlin am 9. Dezember 1942 nach Auschwitz deportiert und dort am 3. Juni 1943 ermordet. Lilli Rosenberg wurde am 19. Februar 1943 deportiert. Keine:r der Bewohner:innen überlebte.
Paula Bendit lebte mit ihrer Mutter Anna Schwersenz, geb. Michaelis, seit November 1938 in der 3-Zimmer-Wohnung des zweiten Obergeschosses. 1940 zog Lotte Brinn als Untermieterin ein und zahlte 60 Reichsmark für ein Zimmer, das sie ab Oktober 1941 mit ihrer Mutter Jenny Brinn, geb. Scheps, teilte. Ein weiteres teilmöbliertes Zimmer wurde ab Juni 1941 an Ernst Nathan Levy vermietet. Alle Bewohner:innen wurden zwischen September und November 1942 in das Ghetto Riga, das Ghetto Theresienstadt oder nach Auschwitz deportiert. Nur Anna Schwersenz überlebte.
Im März 1943 wurde die Wohnung Bendit dem Magistratsoberbaurat Hermann Behrens zugewiesen, dessen Wohnung bei einem Luftangriff beschädigt worden war. Behrens schrieb an den Oberfinanzpräsidenten (OFP), dass die Wohnung gereinigt und renoviert werden müsse. Den Wunsch, die ehemaligen Zwangswohnungen zu desinfizieren und umzugestalten, nachdem ihre Bewohner:innen zur Ermordung verschleppt worden waren, äußerten viele neue nichtjüdische Mieter:innen.
„Es ist eine Judenwohnung, in welcher erst gestern die letzten Zimmer durch Vollziehungsbeamte ihrer Verwaltung […] geöffnet worden sind. Das dort befindliche Mobiliar ist […] vom Händler abgeholt worden. Die Wohnung ist dann auf meine Veranlassung und Kosten […] durch eine Reinemachefrau besenrein gesäubert worden.“
Hertha Urbach wohnte mit ihren kleinen Kindern Ruth und Lothar in einem Zimmer in der Kellerwohnung des Hinterhauses. Sie zahlte seit 1938 eine monatliche Miete von 20,32 Reichsmark. Seit Mai 1941 zahlte ihr Untermieter Martin Israel 20 Reichsmark für einen „Schlafplatz“. Beide Erwachsenen mussten Zwangsarbeit leisten: Hertha Urbach in der Siemens-Schuckert-Fabrik, Martin Israel in der Papierfabrik Fritz Müller. Alle Mitglieder des Haushalts wurden am 19. Februar 1943 nach Auschwitz deportiert und ermordet.
Die Hauptmieter:innen dieser Wohnung im Hinterhaus waren Alfred und Gertrud Lipkowitz. Sie lebten in zwei Zimmern mit ihren beiden Kindern Ralf und Bela. Die Miete betrug 50 Reichsmark. 1940 stieß Regina Moskiewicz als Untermieterin zur Familie. Sie übernahm die Hälfte der Miete. Die Familie Lipkowitz und Regina Moskiewicz wurden am 19. Februar 1943 nach Auschwitz deportiert und ermordet. Etwa einen Monat später wurde die Wohnung dem Schlosser Hans Nebel zugewiesen.
In der Wohnung lebten der Musiker Wilhelm Zwillenberg und seine Frau Pauline Zwillenberg, geb. Goldstücker. Beide konnten im Oktober 1939 erfolgreich über Italien nach Palästina fliehen. Die Wohnung kann daher nicht als Zwangsunterkuft identifiziert werden.
Die einzig bekannte Bewohnerin dieser kleinen 1-Zimmer-Wohnung mit Küche, Diele, Bad und einer Bodenkammer war Flora Lazarus. Sie war im Juli 1934 eingezogen. Laut ihrer Vermögenserklärung, die sie kurz vor ihrer Deportation ausfüllte, zahlte sie monatlich 47,50 Reichsmark Miete. Flora Lazarus wurde am 7. September 1942 in das Ghetto Theresienstadt deportiert und überlebte. Ihre Wohnung wurde ab Januar 1943 neu vermietet. Es ist aber unklar, wer die neuen Mieter:innen waren.
Die Hauptmieter:innen der 1-Zimmer-Wohnung waren Franziska und Arthur Grodka. Sie zogen nach der Volkszählung im Mai 1939 zu einem unbekannten Zeitpunkt aus der Kurfürstenstraße 124 in Blumeshof 15. Ihre Miete betrug 47,50 Reichsmark im Monat. Das Ehepaar wurde am 12. März 1943 nach Auschwitz deportiert und ermordet.
Die Hauptmieter:innen dieser Wohnung sind nicht bekannt. Zur Untermiete lebten seit 1939 Siegfried und Dorothea Frank in einem Zimmer. Das Ehepaar zahlte monatlich 30 Reichsmark für die Unterkunft. Beide wurden am 29. November 1942 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.
Über Johanna (Hannchen) Latte, geb. Gellhaar, ist nur wenig bekannt. Sie wurde in Arnswalde geboren und hatte bereits vor Mai 1939 ein Zimmer im Blumeshof 15 angemietet. Im Berliner Adressbuch von 1935 ist unter der Adresse eine Frau F. Latte aufgeführt. Wahrscheinlich handelt es sich um einen Druckfehler: In der damals üblichen Fraktur-Schrift ähnelten sich die Buchstaben „F“ und „J“.
Johanna Latte lebte offenbar allein. Es gibt keinen Hinweis, dass ihre Wohnung als Zwangsunterkunft genutzt wurde. Ihre bescheidene Wohnung kostete 50 Reichsmark im Monat. Die 72-Jährige wurde am 7. September 1942 in das Ghetto Theresienstadt deportiert, wo sie wenig später, am 26. November 1942, ums Leben kam.
Aus Gestapo-Unterlagen geht Blumeshof 15 als letzte bekannte Berliner Adresse von Ellen Rosenbaum, geb. Jacoby, hervor. Ihr Mann Heinz Rosenbaum wohnte aber offenbar in der früheren gemeinsamen Wohnung in der Neuen Winterfeldtstraße 28. Es gibt nur sehr wenige Informationen über das Paar. Bekannt ist, dass beiden die Flucht gelang, bevor ihre Namen auf eine Deportationsliste gesetzt wurden. Ellen Rosenbaum emigrierte am 18. November 1936 nach Südafrika und wurde ihres gesamten Besitzes vom deutschen Staat beraubt. Heinz Rosenbaum floh am 1. September 1936 mit unbekanntem Ziel, möglicherweise nach New York. Beiden wurde nach ihrer Flucht die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt. Das weitere Schicksal des Paares ist unbekannt.
Alexander Jacoby gehörte zu den Juden:Jüdinnen, denen die Flucht aus Deutschland gelang, bevor die Massendeportationen in die Vernichtungslager begannen. Es ist nicht bekannt, wo genau und wie lange er in Blumeshof 15 lebte. Sein Name ist aber bereits im Berliner Adressbuch von 1935 zu finden. Aus diesem geht auch hervor, dass Alexander Jacoby ein Gewerbe im Immobilienbereich hatte. Er besaß ein Gebäude in der Oranienstraße 21 in Kreuzberg. Während oder kurz nach dem Novemberpogrom 1938 wurde Alexander Jacoby verhaftet und im KZ Sachsenhausen eingesperrt, wo er die Häftlingsnummer 9115 erhielt. Am 13. Dezember 1938 wurde er entlassen. Zwei Wochen später wurde Alexander Jacobys Unternehmen aus dem Handelsregister gelöscht. Als ihm am 18. Juli 1939 die Flucht nach Großbritannien gelang, fiel sein Vermögen und sein Eigentum, darunter auch das Gebäude in der Oranienstraße 21, an den Staat. Am 7. Oktober 1939 wurde ihm bescheinigt, aus einer Internierung im britischen Bradford entlassen zu sein. Auf diesem Formular ist vermerkt, dass Jacoby als Immobilienmakler tätig war. Im November 1952 erhielt er in New York die US-amerikanische Staatsbürgerschaft.
Der Arzt Alfred Witkowski lebte viele Jahre in Blumeshof 15, bevor er im November 1938 verhaftet und im KZ Sachsenhausen eingesperrt wurde. Seine Frau Hedwig Witkowski, geb. Mosse, war – wie ihre Nachbarin Bertha Falkenberg im ersten Obergeschoss – ein Mitgleid der Repräsentantenversammlung der Jüdischen Gemeinde Berlin. Sie war die Cousine von Martha Mosse, Leiterin der Wohnungsberatungsstelle. Am 15. Mai 1939 flohen Alfred und Hedwig Witkowski nach Australien. Das Vermögen der Witkowskis, darunter auch einige Immobilien, die Hedwig Witkowski gehörten, wurde 1942 vom Staat beschlagnahmt.
Das Viertel um Blumeshof 15 war ein bürgerliches Viertel mit vielen Villen und gutbürgerlichen Häusern. Es war auch für seine grüne und naturnahe Umgebung bekannt, nicht zuletzt wegen der Nähe zum Tiergarten. In der Straße Blumeshof wohnten viele prominente und bekannte Persönlichkeiten, darunter auch Angehörige der Jüdischen Gemeinde. In dem Haus mit den Nummern 2-6 befand sich ein prominenter Ort antijüdischer Verfolgung: die Reichskulturkammer, die für den Ausschluss zahlreicher jüdischer Künstler:innen verantwortlich war.
Bethan Griffiths
10.9.1873 in Hammerstein
Deportation am 17.3.1943 ins Ghetto Theresienstadt, umgekommen am 8.5.1944
19.8.1893 in Berlin
Verstorben am 5.11.1941
18.11.1888 in Berlin
Deportation am 7.9.1942 ins Ghetto Theresienstadt, weiter am 12.10.1944 nach Auschwitz, ermordet
15.9.1876 in Köln
Deportation am 23.9.1942 ins Ghetto Theresienstadt, umgekommen am 15.11.1943
22.9.1912 in Völklingen
Überlebte
24.5.1935 in Berlin
Überlebte
6.2.1883 in Militsch (Milicz)
Deportation am 29.11.1942 nach Auschwitz, ermordet
20.1.1906 in Berlin
Deportation am 29.11.1942 nach Auschwitz, ermordet
10.7.1899 in Berlin
Suizid am 13.11.1941
7.5.1880 in Berlin
Überlebte
10.1.1862 (oder 9.1.1862) in Bordzichow (Borzechowo)
Deportation am 3.3.1943 nach Auschwitz, ermordet
20.7.1866 in Śliwice
Deportation am 3.3.1943 nach Auschwitz, ermordet
5.2.1896 in Wriezen
Deportation am 12.3.1943 nach Auschwitz, ermordet
12.12.1881 in Bautzen
Deportation am 19.2.1943 nach Auschwitz, ermordet
8.4.1876 in Berlin
Deportation am 26.8.1942 ins Ghetto Theresienstadt, Freilassung und Ausreise in die Schweiz am 5.2.1945
Überlebte
11.3.1899 in Wronki
Deportation am 29.11.1942 nach Auschwitz, ermordet
4.6.1891 in Frankfurt/Main
Deportation am 29.11.1942 nach Auschwitz, ermordet
14.5.1879 in Berlin
Deportation am 26.8.1942 ins Ghetto Theresienstadt, umgekommen am 7.3.1943
9.1.1883 in Wohlau
Deportation am 12.3.1943 nach Auschwitz, ermordet
14.9.1879 in Zempelburg (Sępólno)
Deportation am 12.3.1943 nach Auschwitz, ermordet
30.6.1868 in Berlin
Deportation am 26.8.1942 ins Ghetto Theresienstadt, umgekommen am 10.1.1943
19.6.1879 in Berlin
Deportation am 9.12.1942 nach Auschwitz, ermordet am 3.6.1943
10.12.1887 in Krakau (Kraków)
Deportation am 13.1.1942 ins Ghetto Riga, umgekommen
17.7.1911 in Wittenberg
Deportation am 19.2.1943 nach Auschwitz, ermordet
1.3.1880 in Berlin
Flucht am 18.7.1939 nach Großbritannien
Überlebte
21.8.1874 in Berlin
Deportation am 16.6.1943 ins Ghetto Theresienstadt
Überlebte
18.12.1896 in Berlin
Deportation am 16.6.1943 ins Ghetto Theresienstadt, weiter am 23.10.1944 nach Auschwitz, ermordet
28.3.1896 in Wronki
Deportation am 3.3.1943 nach Auschwitz, ermordet
26.11.1888 in Berlin
Deportation am 3.3.1943 nach Auschwitz, ermordet
17.12.1865 in Magdeburg
Deportation am 7.9.1942 ins Ghetto Theresienstadt, umgekommen am 27.9.1942
21.12.1876 in Görlitz
Inhaftierung am 9. oder 10.11.1942 im KZ Sachsenhausen, ermordet am 3.12.1942
14.12.1870 in Mannheim
Deportation am 9.12.1942 nach Auschwitz, ermordet
28.9.1926 in Berlin
Deportation an einen nicht bekannten Ort
Überlebte
23.10.1869 in Arnswalde
Deportation am 7.9.1942 ins Ghetto Theresienstadt, umgekommen am 26.11.1942
22.1.1868 in Rogoźno (Rogasen)
Deportation am 7.9.1942 ins Ghetto Theresienstadt
Überlebte
20.3.1893 in Berlin
Deportation am 19.1.1942 ins Ghetto Riga, ermordet
29.5.1885 in Hamburg
Deportation am 3.10.1942 ins Ghetto Theresienstadt, umgekommen
29.10.1926 in Berlin
Überlebte
6.11.1901 Warschau (Warszawa)
Deportation nach Auschwitz, ermordet am 10.3.1943
7.12.1894 in Berlin
Deportation am 19.2.1943 nach Auschwitz, ermordet
28.3.1941 in Berlin
Deportation am 19.2.1943 nach Auschwitz, ermordet
14.2.1904 in Berlin
Deportation am 19.2.1943 nach Auschwitz, ermordet
18.4.1930 in Berlin
Deportation am 19.2.1943 nach Auschwitz, ermordet
7.6.1895 in Berlin
Deportation am 19.2.1943 nach Auschwitz, ermordet
12.10.1897 in Berlin
Deportation am 19.2.1942 nach Auschwitz, ermordet
5.9.1874 in Anklam
Deportation am 3.10.1942 ins Ghetto Theresienstadt, umgekommen am 29.12.1942
20.1.1877 in Kropien
Deportation am 19.2.1943 nach Auschwitz, ermordet
25.3.1880 in Nikolaiken (Mikołajki)
Deportation am 19.2.1943 nach Auschwitz, ermordet
6.9.1867 in Berlin
Flucht am 25.8.1939 in die Niederlande, Inhaftierung im Durchgangslager Westerbork, Deportation am 14.9.1943 ins KZ Bergen-Belsen, weiter am 25.1.1944 ins Ghetto Theresienstadt, umgekommen am 15.5.1944
16.6.1881 in Dyherfurth
Verstorben am 2.7.1943
24.6.1877 in Anklam
Deportation am 3.10.1942 ins Ghetto Theresienstadt, weiter am 18.12.1943 nach Auschwitz, ermordet am 30.12.1943
17.9.1888 in Berlin
Deportation am 19.2.1943 nach Auschwitz, ermordet
21.5.1890 in Wronki
Deportation am 14.12.1942 nach Auschwitz, ermordet
26.4.1861 in Stolp
Deportation am 7.9.1942 ins Ghetto Theresienstadt, umgekommen am 25.9.1942
16.12.1874 in Hannover
Deportation am 7.9.1942 ins Ghetto Theresienstadt, umgekommen am 19.9.1942
12.2.1893 in Berlin
Deportation am 29.1.1943 nach Auschwitz, ermordet
27.8.1866 in Schrimm (Śrem)
Verstorben am 4.2.1940
28.2.1912 in Berlin
Flucht am 18.11.1936 nach Südafrika
Überlebte
14.1.1892 in Berlin
Deportation am 19.2.1943 nach Auschwitz, ermordet
30.4.1884 in Guttau
Deportation am 17.5.1943 nach Auschwitz, ermordet
29.4.1925 in Berlin
Deportation am 19.10.1942 ins Ghetto Riga, weiter am 5.11.1943 nach Auschwitz, ermordet
15.10.1875 in Berlin
Deportation am 16.6.1943 ins Ghetto Theresienstadt
Überlebte
19.10.1877 in Köln
Deportation am 17.3.1943 ins Ghetto Theresienstadt, umgekommen am 20.10.1944
1.9.1867 in Köln
Flucht im Juli 1939 nach Großbritanien, verstorben am 6.4.1940
28.11.1880 in Berlin
Flucht vor November 1939 nach Großbritannien
Überlebte
31.8.1863 in Berlin
Deportation am 7.9.1942 ins Ghetto Theresienstadt
Überlebte
14.8.1879 in Konitz
Deportation am 3.3.1943 nach Auschwitz, ermordet
24.5.1910 in Stolp
Deportation am 19.2.1943 nach Auschwitz, ermordet
27.8.1934 in Berlin
Deportation am 19.2.1943 nach Auschwitz, ermordet
13.3.1932 in Berlin
Deportation am 19.2.1943 nach Auschwitz, ermordet
29.1.1882 in Breslau (Wrocław)
Deportation am 13.6.1942 ins Vernichtungslager Sobibor, ermordet
13.5.1928 in Berlin
Deportation am 26.10.1942 ins Ghetto Riga, ermordet am 29.10.1942
26.10.1900 in Berlin
Deportation am 26.10.1942 ins Ghetto Riga, ermordet am 29.10.1942
15.11.1902 in Berlin
Deportation am 26.10.1942 ins Ghetto Riga, ermordet am 29.10.1942
16.4.1891 in Berlin
Deportation am 26.8.1942 ins Ghetto Theresienstadt, umgekommen am 20.1.1943
16.1.1875 in Gnesen (Gniezno)
Flucht am 15.5.1939 nach Australien, verstorben am 20.12.1940
18.5.1884 in Frankfurt/Main
Flucht am 15.5.1939 nach Australien
Überlebte
7.6.1874 in Rogasen (Rogoźno)
Flucht im Oktober 1939 nach Palästina
Überlebte
20.4.1871 in Ortelsburg (Szczytno)
Flucht im Oktober 1939 nach Palästina
Überlebte
Online-Ausstellung ab
16.10.