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Bartningallee 7

Bartningallee 7

Historisch: Klopstockstraße 30, Mitte, heute ein Neubau
Rekonstruierte Ansicht der Klopstockstraße 30. Quelle: IRS – Leibniz Institut für Raumbezogene Sozialforschung
Das Haus lag im gediegenen Hansaviertel unweit des Schloss Bellevue. Die Hälfte der Wohnungen wurde als Zwangswohnungen genutzt. Zwischen 1939 und 1945 lebten dort mindestens 86 Juden:Jüdinnen. Fast alle wurden deportiert und ermordet.

Das Haus in der ehemaligen Klopstockstraße 30 hatte insgesamt 20 Wohnungen. In 12 oder 13 davon wohnten jüdische Menschen. Nach Mai 1939 zogen nachweislich 37 Juden:Jüdinnen ein.

Heute hat sich der Straßenverlauf verändert. Das historische Haus stand ungefähr an der Stelle, an der sich die Bartningallee 7 befindet. 

Die Liegenschaft gehörte dem jüdischen Kaufmann Emil Scharlinsky, der auch selbst im Haus wohnte. 1938 musste er es an die Nichtjüdin Elfriede Bergmann verkaufen. Da der Grundbucheintrag jedoch erst 1940 geändert wurde, galt das Haus am 5. Mai 1939 noch als „in jüdischem Besitz“. Somit konnten Juden:Jüdinnen zwangsweise in Wohnungen im Haus eingewiesen werden. 

Emil Scharlinsky starb am 7. Oktober 1940 in seiner Wohnung. Seine Ehefrau Hertha sowie die Söhne Heinz und Herbert mussten nach seinem Tod aus dem Haus ausziehen. Sie alle wurden deportiert und ermordet.

Wohnungen

Wo waren die Zwangswohnungen?

Vorderhaus, Erdgeschoss

4,5 Zimmer

Vorderhaus, EG

3 Zimmer

Vorderhaus, 2. OG

3 Zimmer

Seitenflügel, Erdgeschoss rechts

3 Zimmer

Seitenflügel, 1. OG rechts

3 Zimmer

Gartenhaus

3 Zimmer

Gartenhaus, Erdgeschoss

3,5 Zimmer

Gartenhaus, Erdgeschoss

3 Zimmer

Gartenhaus, 1. OG links

3 Zimmer

Gartenhaus, 2. OG links Vermutlich

3 Zimmer

Gartenhaus, 4. OG

3,5 Zimmer

13 Zwangswohnungen

Davon 2 Wohnungen mit unbekannter Lage

 13

Vorderhaus, Hochparterre

HP
Wohnung Hirsch

Im Erdgeschoss des Vorderhauses wohnte das Ehepaar Meta und Amandus Hirsch als Hauptmieter:innen. Die Wohnung hatte 4,5 Zimmer. Wann genau die beiden einzogen, ist nicht bekannt, aber am 17. Mai 1939 waren sie bereits hier gemeldet. 1940 wurde das Ehepaar Paul und Pauline Jaroczynski in die Wohnung eingewiesen. Sie hatten vorher in der nahe gelegenen Thomasiusstraße 5 gewohnt. Seit dem 15. September 1942 wohnte die Witwe Margarete Winterfeld zur Untermiete in der Wohnung. Sie war vermutlich verwandt mit Hertha Scharlinsky, geb. Winterfeld, der Ehefrau des früheren Hausbesitzers Emil Scharlinsky. 

Vor ihrer Deportation am 15. Juli 1942 lebten auch Leo und Frieda Silberstein zur Untermiete in der Wohnung. Amandus Hirsch verstarb am 31. Januar 1942 in der Wohnung. Alle anderen Bewohner:innen wurden am 3. Februar und 17. März 1943 deportiert und im Konzentrationslager ermordet.

Meta Hirsch
Meta Hirsch, Aufnahmedatum und Fotograf:in unbekannt. Quelle: Yad Vashem, Hall of Names, Gedenkblatt für Meta Hirsch, ID: 14260029
Paul Jaroczynski
Paul Jaroczynski, Aufnahmedatum und Fotograf:in unbekannt. Quelle: Yad Vashem, Hall of Names, Gedenkblatt für Paul Jaroczynski, ID: 14180597
Paula Jaroczynski, Aufnahmedatum und Fotograf:in unbekannt. Quelle: Yad Vashem, Hall of Names, Gedenkblatt für Paula Jaroczynski, ID: 14225368
Wohnung Lehrhaupt

Das Ehepaar Eva und Alfred Lehrhaupt zog 1934 in die 3-Zimmer-Wohnung. Mit ihnen lebten ihre kleine Tochter Gabriele und die Mutter von Alfred Lehrhaupt, Karoline Lehrhaupt, geb. Amigo. Alfred Lehrhaupt besaß die Schuhwaren-Großhandlung LEVY & LEHRHAUPT. Als er sie 1938 schließen musste, beschloss die Familie, auszuwandern. Alfred Lehrhaupt ging im Juni 1939 nach Großbritannien. Seine Frau, Tochter und Mutter wollten ihm folgen und dann gemeinsam nach Palästina auswandern. Doch durch den Kriegsausbruch im September konnten sie Deutschland nicht mehr ohne Weiteres verlassen. Im Januar 1940 zog das Ehepaar Erna und Siegfried Jalowitz mit dem 15-jährigen Sohn Kurt mit in die Wohnung ein.

Im August 1942 zogen Nathan und Elsbeth Graetz mit ihrem erwachsenen Sohn Alfred und seiner Tochter Gittel in ein Zimmer zur Untermiete ein. Nathan Graetz hatte Anfang der 1930er Jahre als Juwelier gearbeitet. Mit seiner Frau und den drei Kindern Hans, Rosy und Alfred bewohnte er eine 8-Zimmer-Wohnung in der Westarpstraße 3 im Bayrischen Viertel in Schöneberg. Hans starb 1936 an einem Gehirntumor. Rosy emigrierte 1939 nach London. Alfreds Ehefrau starb wenige Tage nach der Geburt ihrer Tochter Gittel. Nathan und Elsbeth Graetz zogen Anfang Januar 1940 zu ihrem Sohn Alfred in die Altonaer Straße 10, damit Elsbeth sich um ihr Enkelkind kümmern konnte. Warum die Familie dort ausziehen musste, ist nicht bekannt. Sicher ist nur, dass Nathan und Elsbeth mit Alfred und Gittel ab August 1942 in einem Zimmer zur Untermiete bei Eva Lehrhaupt wohnten.

„Wir sind gesund, wirtschaften zusammen in Eintracht. Gittachen aller Stolz. Alle Gruessen“.
Nathan Graetz an seine Tochter Rosy Levy in London, 18. September 1942. Quelle: Briefe der Familie Graetz 1939–1943, Privatbesitz Norbert Schweizer
„Warum hört man nichts von Dir, Rosychen? Hoffen, dass Du gesund bist. Wir alle wohlauf und zuversichtlich.“ 
Nathan Graetz an seine Tochter Rosy Levy in London, 19. November 1942 (einen Tag vor seiner Deportation). Quelle: Briefe der Familie Graetz 1939–1943, Privatbesitz Norbert Schweizer

Karoline Lehrhaupt wurde am 23. Juli 1942 als erste deportiert. Drei Wochen später wurde Kurt Jalowitz am 15. August 1942 nach Riga deportiert. Nathan und seine Frau Elsbeth Graetz wurden am 20. November 1942 nach Theresienstadt deportiert. Beide starben im Laufe des Jahres 1943 an Krankheiten im Ghetto. Die verbliebenen Bewohner:innen der Wohnung Lehrhaupt, darunter Alfred und Gittel Graetz, wurden am 3. Februar 1943 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.

Die Geschwister Alfred, Rosy und Hans Graetz
Die Geschwister Alfred, Rosy und Hans Graetz, Aufnahmedatum und Fotograf:in unbekannt. Quelle: Privatbesitz Norbert Schweizer
Elsbeth Graetz
Elsbeth Graetz, Aufnahmedatum und Fotograf:in unbekannt. Quelle: Privatbesitz Norbert Schweizer
Nathan Graetz.
Nathan Graetz, Aufnahmedatum und Fotograf:in unbekannt. Quelle: Privatbesitz Norbert Schweizer

Vorderhaus, 2. Obergeschoss

2.OG
Wohnung Beiser/Kosterlitz

Die 3-Zimmer-Wohnung mietete seit dem 1. April 1936 Simon Beiser. Er wollte sich von seiner Frau scheiden lassen und war aus der gemeinsamen Wohnung ausgezogen. In der Wohnung lebte auch Ottilie Boelter, seine nichtjüdische Haushälterin. Nach 1939 lebten zunächst drei Untermieter:innen in der Wohnung: Zu einem unbekannten Zeitpunkt zogen Rudi und Else Pottlizer ein. Siegmund Hirschberg lebte seit dem 1. April 1942 mit in der Wohnung. Das Ehepaar Pottlitzer wurde am 25. Januar 1942 deportiert. Simon Beiser etwa zwei Monate später, am 2. April 1942. Die Wohnungsberatungsstelle wies Arthur Kosterlitz als neuen Hauptmieter in die Wohnung ein. Zur Untermiete hinzu kamen Elisabeth und Amalie Perls, geb. Rund. Arthur Kosterlitz, Elisabeth und Amalie Perls wurden am 7. September 1942 deportiert. Siegmund Hirschberg verblieb als einziger in der Wohnung bzw. im Haus. Er wurde erst mehrere Monate später, am 14. Januar 1943, deportiert.

Simon Beiser
Simon Beiser, Aufnahmedatum und Fotograf:in unbekannt. Quelle: Yad Vashem, Hall of Names, Gedenkblatt für Simon Beiser, ID: 14273443
Else Pottlitzer
Else Pottlitzer, Aufnahmedatum und Fotograf:in unbekannt. Quelle: Geni.com

Nach der Deportation der jüdischen Mieter:innen 1942 wurden die Zimmer versiegelt. In diesem Schreiben bittet Martha Mosse darum, die Wohnungen zu entsiegeln, um neue jüdische Mieter:innen einweisen zu können.

Seitenflügel, Erdgeschoss rechts

EG
Wohnung Ziegler

Rosa Ziegler war seit 1938 die Hauptmieterin der Wohnung. Bis 1940 wohnte sie hier mit ihrem Ehemann Richard Ziegler, der 1940 im Jüdischen Krankenhaus verstarb. Im Dezember 1940 zog ihre Tochter Herta mit ihrem Ehemann Herbert Jakobsthal zur Untermiete mit in die Wohnung ein. Die beiden arbeiteten im Kindergarten der Jüdischen Gemeinde. Vermutlich wohnte auch Rosa Zieglers ältere Tochter Margarete Adler, geb. Ziegler, zeitweise mit in der Wohnung. Über ihr Schicksal ist jedoch nichts Näheres bekannt. Herta und Herbert Jakobsthal wurden am 29. November 1942 und Rosa Ziegler am 17. Dezember 1942 deportiert.

Rosa Ziegler, um 1935
Rosa Ziegler, um 1935, Fotograf:in unbekannt. Quelle: Jüdisches Museum Berlin, Inv.-Nr. 2011/297/316, Schenkung von Ruth Ziegler

Seitenflügel, 1. Obergeschoss rechts

1.OG
Wohnung Liebmann/Scheyer

Heinz und Elly Liebmann wohnten bereits vor 1939 in dieser Wohnung, die aus drei Zimmern, einer Kammer und einer Küche bestand. Sie vermieteten schon vor dem Gesetz vom April 1939 ein Zimmer unter: Betty Horwitz wohnte seit dem 1. Januar 1939 bei ihnen. Sie wurde am 23. Juli 1942 deportiert. Das Ehepaar Liebmann zog vermutlich etwa zur gleichen Zeit zur Mutter von Heinz Liebmann in die Klopstockstraße 24, von wo sie im Jahr 1943 ebenfalls deportiert wurden. Danach wurden Theodor und Friederike Scheyer Hauptmieter:innen. Seit dem 1. November 1942 wohnten Ernst und Doris Eilenberg mit ihrem zwölfjährigen Sohn Rudolf zur Untermiete in zwei Zimmern, nachdem sie aus ihrer gutbürgerlich eingerichteten 4-Zimmer-Wohnung in der Altonaer Straße 16 entmietet wurden. Das Ehepaar Scheyer wurde einen Monat nach dem Einzug der Eilenbergs aus der Wohnung deportiert. Die Familie Eilenberg blieb bis zu ihrer Deportation am 12. Januar 1943 in der Wohnung.

Friederike Scheyer, Aufnahmedatum und Fotograf:in unbekannt. Quelle: Yad Vashem, Hall of Names, Gedenkblatt für Friederike Scheyer, ID: 14105503
Theodor Scheyer, Aufnahmedatum und Fotograf:in unbekannt. Quelle: Yad Vashem, Hall of Names, Gedenkblatt für Theodor Scheyer, ID: 14105502

Gartenhaus, Hochparterre

HP
Wohnung Neustadt

Die Wohnung bestand aus drei Zimmern und einer Küche. Seit 1917 wohnte Elsa Neustadt mit ihrem Mann in dieser Wohnung. Ihr Mann Karl Neustadt verstarb am 9. August 1939. Seit dem 11. September 1942 wohnte Erna Meyer zur Untermiete in einem Zimmer der Wohnung. Beide Frauen wurden am 3. Februar 1943 deportiert.

Wohnung Sperber

Die Witwe Leontine Sperber war die Hauptmieterin der Wohnung. Sie führte das Schuhgeschäft ihres verstorbenen Mannes in der Dragonerstraße 31 bis ins Jahr 1934 weiter. Nach 1941 musste sie Zwangsarbeit leisten. Sie lebte mit ihren drei Kindern Fanny, Ruth und Hans Sperber in einem Haushalt. Hans Sperber wurde bereits 1938 von der Gestapo eingesperrt. Ruth Sperber emigrierte im Alter von 17 Jahren nach London. Fanny Sperber wohnte bis Ende 1940 bei ihrer Mutter. Sie sollte am 20. Januar 1941 in das KZ Ravensbrück deportiert werden. Doch sie konnte sich verstecken und überlebte so in Berlin. Leontine Sperber wurde im August 1942 deportiert. In späteren Schreiben für die Wiedergutmachungsanträge berichtet ihrer Tochter Fanny, wie sehr ihre Mutter unter den Lebensumständen litt. 1939 erkrankte Leontine Sperber schwer. Wir wissen sicher nur von einer Untermieterin in dieser Wohnung: Lydia Adler zog im April 1942 in ein Zimmer der Wohnung ein. Sie wohnte dort bis zu ihrer Deportation am 3. Februar 1943.

Gartenhaus, 1. Obergeschoss links

1.OG
Wohnung Sadunischker

Gertrud und Martin Sadunischker und ihr 14-jähriger Sohn Alfred wohnten seit dem 13. Oktober 1941 in der 3-Zimmer-Wohnung. Dass die Wohnung vorher schon an eine jüdische Person vermietet war, zeigt sich in der Vermögenserklärung der Untermieterin Alice Abraham. Diese gab an, schon seit 1940 zur Untermiete in der Wohnung zu wohnen. Als Jüdin durfte Alice Abraham zu diesem Zeitpunkt nur noch mit anderen Juden:Jüdinnen einen Untermietvertrag schließen. Die Familie Sadunischker musste sie wohl als Untermieterin übernehmen. Im Oktober 1942 zog noch Ismar Engel, der Verlobte von Alice Abraham, mit in die Wohnung ein. Gertrud und Martin Sadunischker wurden am 19. Februar 1943 als letzte aus der Wohnung deportiert. Alle anderen Bewohner:innen waren bereits am 3. Februar 1943 nach Auschwitz deportiert worden.

Gertrud und Martin Sadunischker, Aufnahmedatum unbekannt, Foto: Max Garbuny. Quelle: Privatbesitz Carole Vogel
Alfred Sadunischker, Aufnahmedatum unbekannt, Foto: Max Garbuny. Quelle: Privatbesitz Carole Vogel
Gertrud Sadunischker, Aufnahmedatum unbekannt, Foto: Max Garbuny. Quelle: Privatbesitz Carole Vogel
Aufnahme der Familie Sadunischker um 1909 in Berlin
Familie Sadunischker, um 1909 in Berlin. Martin steht in der Mitte hinter seinem Vater, Fotograf:in unbekannt. Quelle: Privatbesitz Carole Vogel, Sammlung Rosa Pollak, geb. Sadunischker

Gartenhaus, 2. Obergeschoss links

2.OG
Wohnung Hartstein

Seit 1932 war Margarete Hartstein die Hauptmieterin der Wohnung. Ihre erwachsenen Kinder Hans Hartstein und Ruth Wall, geb. Hartstein, waren 1939 ebenfalls in der Wohnung gemeldet. Auch Ruth Walls 1942 geborene Tochter Bela lebte mit in der Wohnung. Der Ehemann von Ruth Wall, Bertram Wall, wird nur in der Vermögenserklärung seiner Frau erwähnt. Ob und wie lange er mit in der Wohnung wohnte und was danach mit ihm passierte, ist unklar. Die Familie Hartstein/Wall wurde am 3. Februar 1943 deportiert und ermordet. Auf der Deportationsliste vom 29. November 1942 findet sich auch ein 1939 geborener Joel Hartstein, der aber in keiner Akte weiter erwähnt wird. Außerdem lebten zwei weitere Untermieter:innen mit in der Wohnung. Nur einer von ihnen, Siegfried Gutfeld, konnte identifiziert werden. Er mietete das Zimmer bereits 1936 und lebte bis Februar 1943 dort. Er konnte sich vor seiner geplanten Deportation verstecken, wurde jedoch später gefunden und am 10.9.1943 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.

Gartenhaus, 3. Obergeschoss

3.OG
Wohnung Rewald

Martha Rewald war seit dem 1. August 1942 Hauptmieterin der Wohnung. Sie lebte dort gemeinsam mit ihrem 14-jährigen Sohn Ralf. Mit ihr zogen zeitgleich Harry und Ella Atlas und Sallo Basch als Untermieter:innen ein. Sie alle lebten nur etwa sechs Monate in der Wohnung, bevor sie am 3. Februar 1943 deportiert wurden.

Wohnung Reich

Die Wohnung wurde vermutlich schon 1893 von Abraham Reich angemietet. Seine ledige Tochter Lotte Reich wohnte bei ihm und übernahm nach seinem Tod 1941 die Wohnung als Hauptmieterin. Außerdem lebte die 69-jährige nichtjüdische Haushälterin Auguste Süßenbach mit in der Wohnung. Seit März 1942 wohnte Rida Moritz zur Untermiete mit in der Wohnung. Lotte Reich wurde im Juni 1942 und Rida Moritz im Januar 1943 deportiert.

„Ein Kleiderschrank, in der zwar ihre Sachen hingen, der jedoch mein Eigentum ist, wurde versiegelt. Da ich am 30. d.M. bereits die Wohnung räumen muss, bitte ich, den Schrank schnellstens freizugeben.“

Unbekannte Wohnungslage

Wohnung Mendelsohn

Ernst und Alice Mendelsohn zogen nach 1939 zur Hauptmiete in eine Wohnung in der Klopstockstraße 30. Über sie ist wenig bekannt. Die bei ihrer Deportation knapp 14-jährige Eva war wahrscheinlich ihre Tochter. Zur Untermiete lebte Ruth Adler bei ihnen. Sie war die Tochter von Lydia Adler, die zur Untermiete in eine andere Wohnung im Haus eingewiesen worden war. Beide waren 1939 an der gleichen Adresse gemeldet. Ruth Adler wurde im Februar und die Mendelsohns im März 1943 deportiert.

Wohnung Levy (Lewy)

Die Witwe Cäcilie Levy (Lewy) war Hauptmieterin und vermutlich eine langjährige Bewohnerin der Klopstockstraße 30. Ihre sechs Söhne wanderten wahrscheinlich alle vor 1939 ins Ausland aus. Mehr ist über die Wohnsituation von Cäcilie Levy (Lewy) nicht bekannt. Sie wurde am 14. September 1942 deportiert.

Cäcilie Levy (Lewy)
Cäcilie Levy (Lewy), Aufnahmedatum und Fotograf:in unbekannt. Quelle: Yad Vashem, Hall of Names, Gedenkblatt für Cäcilie Levy, ID: 14227638
Gittel Littwack

Gittel Littwack wurde am 23. Januar 1939 geboren. Ihre Vermögenserklärung füllte am 5. Dezember 1942 ein Ernst Berger aus. Neben ihren Namen schrieb er: „Kind, 4 Jahre“. Es ist unklar, bei wem das Kind in der Klopstockstraße 30 lebte. Ein Ernst Berger findet sich nicht unter den Bewohner:innen. Ihre Vermögenserklärung wurde separat angefertigt. In den Akten über Herta Jakobsthal finden sich Hinweise auf ein Zimmer für ein Adoptivkind. Dabei könnte es sich um Gittel gehandelt haben. Gittel wurde am 9. Dezember 1942 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Am 28. Januar wurde ihr Zimmer in der Klopstockstraße geräumt. Dort befanden sich noch:

„1 verschnürtes Paket Kinderkleider, 1 Aktentasche mit Kinderschuhen, 1 kleiner Sportwagen“. 
Quelle: Inventar und Bewertung Littwack, Gittel, 28. Januar 1943, BLHA, Rep. 36A (II) Nr. 23821

Nachbarschaft

Über die nachbarschaftlichen Beziehungen in der Klopstockstraße 30 ist kaum etwas bekannt. Dagegen ist die Rolle des Hauswarts in diesem Haus gut belegt. Die Aufgabe teilten sich die Eheleute Gent, die im Erdgeschoss im Vorderhaus wohnten – also Tür an Tür mit den Familien Hirsch und Lehrhaupt. Bei ihnen wurden Schlüssel zu versiegelten Wohnungen abgegeben und auch zurückgelassene Gegenstände aus den Wohnungen deportierter Juden:Jüdinnen. Sie waren offenbar eine Kontrollinstanz innerhalb des Hauses und erlebten die Konzentrierung und Deportation ihrer jüdischen Nachbar:innen unmittelbar mit.

Villa Augusta in der Brückenallee , Parallelstraße der Klopstockstraße
Die Villa Augusta in der Brückenallee, eine Parallelstraße der Klopstockstraße, um 1938, Foto: E. H. Bömer. Quelle: LAB, F Rep. 290-09-01 Nr. 67-1526
S-Bahnhof-Bellevue 1937
Bahnhof Bellevue, die nächstgelegene S-Bahn-Station von der Klopstockstraße 30, 1937, Foto: Harry Croner. Quelle: Stadtmuseum Berlin, CronerNeg1937 107
S-Bahnhof Bellevue von außen
S-Bahnhof Bellevue von außen, wenige Meter von der Klopstockstraße 30 entfernt. Aufnahmedatum und Fotograf:in unbekannt. Quelle: LAB, F Rep. 290 (01) Nr. 0245446
Autorin

Johanna A. Kühne

In Gedenken an die jüdischen Bewohner:innen der Klopstockstraße 30

Alice Abraham

21.11.1900 in Labischin (Labbiszyn)
Deportation am 3.2.1943 nach Auschwitz, ermordet

Lydia Adler, geb. Lange

21.3.1886 in Breslau (Wrocław)
Deportation am 3.2.1943 nach Auschwitz, ermordet

Margarete Adler, geb. Ziegler

26.1.1904 in Mittel-Lagiewnik
Adresse/Wohnort aus Volkszählung von 1939 bekannt, weiterer Verbleib unklar

Ruth Adler

30.8.1919 in Stettin (Szczecin)
Deportation am 3.2.1943 nach Auschwitz, ermordet

Ella Atlas, geb. Wolff

20.2.1891 in Reichwalde
Deportation am 3.2.1943 nach Auschwitz, ermordet

Harry Atlas

9.3.1892 (oder 3.9.1892) in Berlin
Deportation am 3.2.1943 nach Auschwitz, ermordet

Sallo Basch

27.12.1879 in Posen (Poznań)
Deportation am 3.2.1943 nach Auschwitz, ermordet

Simon Beiser

9.12.1875 in Kolomea (Kolomyja)
Deportation am 2.4.1942 ins Ghetto Warschau, dort umgekommen

Denise Dreyfus

4.1.1901 in La Chaux de Fonds
Adresse/Wohnort aus Volkszählung von 1939 bekannt, weiterer Verbleib unklar, eventuell Flucht in die Schweiz

Doris Eilenberg

24.10.1888 in Tremessen (Trzemszno)
Deportation am 12.1.1943 nach Auschwitz, ermordet

Ernst Eilenberg

17.2.1890 in Jaroschin (Jarocin)
Deportation am 12.1.1943 nach Auschwitz, am 7.2.1943 ermordet

Rudolf Eilenberg

9.10.1920 in Posen (Poznań)
Deportation am 12.1.1943 nach Auschwitz, ermordet

Ismar Engel

19.2.1895 in Berlin
Deportation am 3.2.1943 nach Auschwitz, ermordet

Viktor Raphael Forscher

20.3.1919 in Berlin
Inhaftiert im KZ Sachsenhausen (Zeitpunkt unbekannt), umgekommen am 7.5.1942

Alfred Graetz

13.2.1906 in Berlin
Deportation am 3.2.1943 nach Auschwitz, ermordet

Elsbeth Graetz, geb. Eger

31.5.1878 in Berlin
Deportation am 20.11.1942 ins Ghetto Theresienstadt, umgekommen am 5.8.1943

Gittel Graetz

24.10.1939 in Berlin
Deportation am 3.2.1943 nach Auschwitz, ermordet

Nathan Graetz

9.3.1870 in Landsberg an der Warthe (Gorzów Wielkopolski)
Deportation am 20.11.1942 ins Ghetto Theresienstadt, umgekommen am 8.5.1943

Siegfried Gutfeld

10.7.1898 in Gollub (Golub)
Deportation am 10.9.1943 nach Auschwitz, ermordet

Hans Hartstein

13.1.1927 in Berlin
Deportation am 3.2.1943 nach Auschwitz, ermordet

Joel Hartstein

15.7.1939 in Berlin
Deportation am 29.11.1942 nach Auschwitz, ermordet

Margarete Hartstein, geb. Kahn

21.2.1892 in Berlin
Deportation am 29.11.1942 nach Auschwitz, ermordet

Hedwig Heidemann, geb. Obstwalt

13.10.1864 in Berlin
Adresse/Wohnort aus Volkszählung von 1939 bekannt, weiterer Verbleib unklar

Amandus Hirsch

21.1.1877 in Forst (Lausitz)
Verstorben am 31.1.1942 in Berlin

Meta Hirsch, geb. Cohn

29.4.1884 in Berlin
Deportation am 3.2.1943 nach Auschwitz, ermordet im März 1943

Siegmund Hirschberg

21.3.1865 in Mewe (Gniew)
Deportation am 14.1.1943 ins Ghetto Theresienstadt, umgekommen am 11.2.1943

Betty Bertha Horwitz

3.8.1870 in Berlin
Deportation am 23.7.1942 ins Ghetto Theresienstadt, umgekommen vor dem 9.9.1942

Herbert Jakobsthal

24.7.1905 in Kahla
Deportation am 29.11.1942 nach Auschwitz, ermordet am 3.1.1943

Herta Jakobsthal, geb. Ziegler

17.1.1910 in Hohenlinde (Łagiewniki)
Deportation am 29.11.1942 nach Auschwitz, ermordet

Erna Jalowitz, geb. Glogowski

23.12.1894 in Schroda (Środa)
Deportation am 3.2.1943 nach Auschwitz, ermordet

Kurt Jalowitz

24.5.1925 in Berlin
Deportation am 15.8.1942 nach Riga, ermordet am 18.8.1942

Siegfried Jalowitz

17.10.1895 in Kletzko (Kłecko)
Deportation am 3.2.1943 nach Auschwitz, ermordet

Paul Jaroczynski

25.9.1873 in Zduny
Deportation am 17.3.1943 ins Ghetto Theresienstadt, dort umgekommen

Pauline Jaroczynski, geb. Leiser

12.12.1874 in Landsberg an der Warthe (Gorzów Wielkopolski)
Deportation am 17.3.1943 ins Ghetto Theresienstadt, dort umgekommen

Georg Kaliski

28.3.1870 in Breslau (Wrocław)
Deportation am 14.9.1942 ins Ghetto Theresienstadt, umgekommen am 12.2.1943

Arthur Kosterlitz

27.4.1867 in Cosel
Deportation am 7.9.1942 ins Ghetto Theresienstadt, weiter am 29.9.1942 ins Vernichtungslager Treblinka, ermordet

Alfred Lehrhaupt

16.1.1902 in Berlin
Flucht nach Großbritannien im Juni 1939
Überlebte

Eva Lehrhaupt, geb. Süssmann

6.7.1905 in Berlin
Deportation am 3.2.1943 nach Auschwitz, ermordet

Gabriele Ruth Lehrhaupt

6.10.1934 in Berlin
Deportation am 3.2.1943 nach Auschwitz, ermordet

Karoline Lehrhaupt, geb. Amigo

12.5.1863 in Temsevár
Deportation am 23.7.1942 ins Ghetto Theresienstadt, dort umgekommen

Cäcilie Levy oder Lewy, geb. Salomon

10.1.1866 in Pudewitz (Pobiedziska)
Deportation am 14.9.1942 ins Ghetto Theresienstadt, umgekommen am 10.1.1945

Gerhard Levy

3.5.1911 in Berlin
Flucht nach Palästina am 6.3.1935
Überlebte

Gittel Littwack

23.1.1939 in Berlin
Deportation am 9.12.1942 nach Auschwitz, ermordet

Alice Mendelsohn, geb. Meyerhardt

22.2.1900 in Berlin
Deportation am 2.3.1943 nach Auschwitz, ermordet

Ernst Mendelsohn

1.4.1887 in Berlin
Deportation am 2.3.1943 nach Auschwitz, ermordet

Eva Mendelsohn

6.3.1929 in Berlin
Deportation am 2.3.1943 nach Auschwitz, ermordet

Erna Meyer

26.10.1886 in Stendal
Deportation am 3.2.1943 nach Auschwitz, ermordet

Rida Moritz

18.2.1874 in Braunschweig
Deportation am 13.1.1943 ins Ghetto Theresienstadt, umgekommen am 28.3.1944

Elsa Neustadt

14.7.1885 in Breslau (Wrocław)
Deportation am 3.2.1943 nach Auschwitz, ermordet

Karl Neustadt

14.2.1857 in Krotoszyn (Krotoschin)
Verstorben in Berlin am 9.8.1939

Meta Pat, geb. Gumpel

26.6.1889 in Posen (Poznań)
Deportation am 5.9.1942 nach Riga, ermordet am 8.9.1942

Amalie Perls, geb. Rund

29.11.1858 in Laurahütte (Siemianowice)
Deportation am 7.9.1942 ins Ghetto Theresienstadt, umgekommen am 7.10.1942

Elisabeth Perls

20.1.1891 in Berlin
Deportation am 7.9.1942 ins Ghetto Theresienstadt, weiter am 16.10.1944 nach Auschwitz, ermordet

Markus May Pinkus

29.4.1880 in Mortschen (Mrocza)
Flucht in die USA am 19.8.1941
Überlebte

Else Pottlitzer, geb. Cahn

4.1.1904 in Bamberg
Deportation am 25.1.1942 ins Ghetto Riga, dort umgekommen

Rudi Pottlitzer

27.4.1894 in Bromberg (Bydgoszcz)
Deportation am 25.1.1942 ins Ghetto Riga, dort umgekommen

Abraham Reich

10.7.1857 in Duschnik (Duszniki)
Verstorben in Berlin am 15.12.1941

Liesbeth (Elisabeth) Reich

31.1.1896 in Berlin
Flucht in die USA am 20.4.1941
Überlebte

Lotte Reich

27.3.1889 in Berlin
Deportation am 13.6.1942 ins Vernichtungslager Sobibor, ermordet

Marta Rewald, geb. Wolff

29.12.1898 in Berlin
Deportation am 3.2.1943 nach Auschwitz, ermordet

Ralf Rewald

14.9.1928 in Berlin
Deportation am 3.2.1943 nach Auschwitz, ermordet

Heinz Schollak

25.8.1914 in Berlin
Deportation am 16.6.1943 ins Ghetto Theresienstadt, weiter am 6.2.1945 ins KZ Flossenbürg, ermordet am 4.3.1945

Max Schreuer

6.4.1874 in Breslau (Wrocław)
Deportation am 3.10.1942 ins Ghetto Theresienstadt, umgekommen am 2.6.1943

Gertrud Sadunischker, geb. Lewy

20.4.1893 in Memel
Deportation am 19.2.1943 nach Auschwitz, ermordet

Mark Alfred Sadunischker

8.6.1927 in Berlin
Deportation am 3.2.1943 nach Auschwitz, ermordet

Meyer (Meier) Martin Sadunischker

22.6.1884 in Vilnius (Wilno)
Deportation am 19.2.1943 nach Auschwitz, ermordet

Friederike Scheyer, geb. Berney

17.8.1905 in Wörrstadt
Deportation am 9.12.1942 nach Auschwitz, ermordet

Theodor Scheyer

12.12.1907 in Gleiwitz (Gliwice)
Deportation am 9.12.1942 nach Auschwitz, ermordet

Frieda Silberstein

10.5.1869 in Grätz (Grodzisk)
Deportation am 15.7.1942 ins Ghetto Theresienstadt, weiter am 18.5.1944 nach Auschwitz, ermordet

Leo Silberstein

20.7.1872 in Grätz (Grodzisk)
Deportation am 15.7.1942 ins Ghetto Theresienstadt, weiter am 18.5.1944 nach Auschwitz, ermordet

Else Eva Singer, geb. Itzig

19.1.1889 in Berlin
Deportation am 5.9.1942 nach Riga, ermordet am 8.9.1942

Oskar Singer

10.8.1975 in Wien
Adresse/Wohnort aus Volkszählung von 1939 bekannt, weiterer Verbleib unklar

Fanny Sperber

21.12.1914 in Berlin
Flucht am 15.4.1941 ins Ausland
Überlebte

Leontine Sperber, geb. Zollmann

4.7.1887 in Krakau (Kraków)
Deportation am 15.8.1942 nach Riga, ermordet am 18.8.1942

Ruth Sperber

30.11.1919 in Berlin
Flucht ins Ausland
Überlebte

Bela Wall

21.11.1942 in Berlin
Deportation am 3.2.1943 nach Auschwitz, ermordet

Ruth Wall, geb. Hartstein

4.5.1920 in Berlin
Deportation am 3.2.1943 nach Auschwitz, ermordet

Henriette Winterfeld

20.4.1864 in Peterkau
Deportation am 20.11.1942 ins Ghetto Theresienstadt, umgekommen am 20.12.1943

Margarete Winterfeld

3.4.1890 in Berlin
Deportation am 3.2.1943 nach Auschwitz, ermordet

Richard Ziegler

19.1.1866 in Kupp
Verstorben in Berlin am 27.10.1940

Rosa Ziegler, geb. Schaefer

20.3.1873 in Lagiewnik
Deportation am 17.12.1942 ins Ghetto Theresienstadt, umgekommen am 31.1.1944

Wohnungsberatungsstelle der Jüdischen Gemeinde Berlin

Martha Mosse leitete die Wohnungsberatungsstelle der Jüdischen Gemeinde Berlin. Mehr über die Arbeit der Beratungsstelle ist im Kontext zu erfahren.

Zum Kontext, Kapitel „Akteure“

Zwangsräume

Antisemitische Wohnungspolitik in Berlin 1939–1945

Online-Ausstellung ab

16.10.2023